Die scheinheilige Jungfrau

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Pfarrer Joller las einst in Maria Brunn den Alpleuten die Messe. Unter den Gläubigen betete auch eine äusserst fromme Jungfrau; von ihr glaubten alle, sie sei eine Heilige. Dabei war sie nur scheinheilig.

Nach der Messe sahen nämlich die Alpleute auf dem Kapellendach den Teufel mit einem dreispitzigen Hut. Er hatte eine grosse Kuhhaut ausgespannt und schrieb wie wild darauf. Pfarrer Joller fragte ihn, was er da zu tun habe. Der Teufel grinste, er habe alle schlechten Gedanken aufschreiben wollen, welche die scheinheilige Jungfrau während der Messe gedacht habe. Aber es sei zu wenig Platz auf der Kuhhaut. Dann verschwand er.

GONDO

Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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