Auf den Gräbern

Land: Schweiz
Region: Simplom, Brig
Kategorie: Sage

In den alten, kriegerischen Zeiten waren einmal alle wehrfähigen Männer von Simplon fort in den Kampf gezogen. Vermutlich wegen Zwistigkeiten mit den Ossolanern. Da geschah es, dass plötzlich eine Menge Welscher die Gondoschlucht herauf gegen Simplon vorrückten.

Ein einziger wehrhafter Bürger war im Dorfe geblieben.

Der hiess Carlo und war ein tüchtiger, tapferer Mann. In der grossen Ratlosigkeit wusste er vorerst nicht, was beginnen. Dann sammelte er alle Frauen des Dorfes und führte sie in Männerkleidern und bewaffnet hinunter, den Welschen entgegen. Wo es heute heisst, "Auf den Gräbern", oberhalb Gaby, begann die Schlacht. Carlo stritt wie ein Verzweifelter, und die Frauen wehrten sich tapfer. Als der Anführer aber ermattet war, seufzte er: Wenn ich doch einen Schluck Wasser trinken könnte, dann ginge es wieder», und er steckte sein Schwert in die Erde. Sogleich entsprang da eine ziemlich grosse Quelle, die noch heute fliesst.

Carlo kämpfte weiter, doch die Lage wurde immer schlimmer, bis dann endlich, wie eine Legende erzählt, die Muttergottes auf den Bleiken ins Geschehen eingriff. Sie erschien in strahlender Pracht und stellte sich auf die Seite Carlos und seiner Kämpferinnen. Voll Wut schrien die Welschen: «Schaut, die weisse Frau, jetzt ist auch sie noch gegen uns! Jetzt können wir nichts mehr machen!»

So gewannen die Simpeler diese Schlacht. In der Bleikenkapelle hängt noch heute das Bild, das den Sieg verewigt. Nach dieser Darstellung wird die Muttergottes von Engeln getragen, und unter ihr sieht man die fliehenden Welschen auf Rossen.

Man erzählt ferner, die Bewohner von Simplon hätten aus Dank für den Sieg eine Kapelle versprochen und wollten sie zuerst unten im Scheitelboden bauen. Aber jeden Morgen fanden sie die Werkzeuge am Platze der heutigen Bleikenkapelle.

Der Name "Auf den Gräbern" wird wohl daher rühren, weil man die erschlagenen Feinde dort beerdigt hat.

SIMPLON-DORF

Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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