Vor uralter Zeit, so geht die Sage, soll die schöne, grosse und futterreiche Belaple zwei Brüdern gehört haben. Weil sie in der gemeinschaftlichen Abätzung oft miteinander zankten, kamen sie überein, die Alpe zu teilen. Und zwar verabredeten sie, beide Brüder sollten zu gleicher Zeit von Naters abgehen: der eine rechts, der andere links hinauf und oben sollten sie wieder zusammenkommen.
Der Ort wo die Brüder einander begegnen würden, sollte die Mittelgrenze zwischen den zu teilenden Alpen werden.
Beide machten sich laut Verabredung auf die Strasse. Der Bruder, der links hinauf über Birgisch ging, handelte redlich und hielt am vorgezeichneten Wege fest. Nicht so der andere. Statt gegen Aletsch hinan zu steigen, ging er geraden Wegs auf die Belalpe und übervorteilte so seinen Bruder, dem er nun in der tiefen Schlucht, ungefähr in der Mitte zwischen Belalpe und Nessel, begegnete. So soll diese Alpgrenze gesetzt worden sein. Doch die Teilung befriedigte den betrogenen Bruder nicht. Die Brüder gerieten miteinander in heftigen Streit. Angekommen beim grossen Stein im Kapan - zuunterst in den Belalpmatten - prügelten sie einander so gewaltig, dass beide Brüder sterben mussten. Auf den Stein wurde die Jahreszahl 121 gesetzt, die noch zu lesen ist und an diesen Brudermord erinnern soll.
NATERS
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch