Die Entstehung der Kapelle zu den hohen Flühen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Die Binna trug einst ein aus Holz geschnitztes Bild der schmerzhaften Mutter mit ihrem göttlichen Kinde in den Rotten. Dieses Bild blieb nun an der Stelle, wo jetzt die Kapelle steht, mehrere Tage mitten in der reissenden Strömung auf der Oberfläche liegen. Die Leute schlossen daraus, es möchte nach Gottes unerforschlichen Absichten zu etwas Ausserordentlichem bestimmt sein. Sie hoben es aus dem Wasser, und die Bewohner von Bitsch entschlossen sich, am gleichen Ort der schmerzhaften Mutter eine Kapelle zu erbauen. Peter Walker von Bitsch, Meier von Mörel, förderte das Unternehmen. Er fand einen eifrigen Mithelfer an seinem Bruder Christian. Die Bewohner halfen mit, und bald stand der Bau vollendet da.

Und es geschah ein neues Wunder: Sie stellten das Bild auf den Choraltar, allein es wurde von unsichtbarer Hand bald da, bald dorthin versetzt. Man entschloss sich endlich, das Bild auf der Vorderseite des Kapellendaches anzubringen.

Der erwähnte Peter Walker aus Bitsch hatte sehr viel für diese Kapelle aufgebracht. So viel, dass ihn die Leute neckten, jetzt gehe es mit den Schinken und Käsen in seinem Keller wohl bald zu Ende, trotz seines Reichtums. Als die Bitscher am folgenden Sonntag nach Mörel zur Messe zogen, staunten sie sehr, denn Peter Walker hatte an jedem Fenster seines dreistöckigen Hauses eine Hamme und einen Käse zur Schau gestellt.

Im Alter erblindete Peter Walker und beklagte bitter sein Los, denn allzu gerne hätte er sein Werk, die Kapelle, noch einmal bewundert. Man führte ihn auf seinen Wunsch in die Kapelle. Wie er das Gotteshaus betreten hatte, da wurde es hell vor seinen Augen, und er sah wieder wie früher. Beim Verlassen der Kapelle entschwand aber sein Augenlicht und kehrte nicht mehr zurück.

II

Die Herren von Urnavas und Mangepan waren miteinander verwandt und verübten auch die gleichen Greueltaten. Ein Bote des Bischofs, ein Ritter, sollte einst eine Botschaft nach Mörel bringen. Die Herren von Urnavas aber verfolgten ihn und benachrichtigten auch die Freunde von Mangepan. So sah sich der Ritter plötzlich, von zwei Seiten angegriffen, hoch oben über den steilen Flühen. Ein Entrinnen war nur mehr über die Felsen möglich und das bedeutete den sichern Tod. Trotzdem gab er dem Pferd die Sporen und setzte mutig in den Abgrund. Der Mutter von den sieben Schmerzen versprach er, eine Kapelle zu bauen, wenn er mit dem Leben davon komme.

Und siehe! Reiter und Ross kamen heil davon und entrannen dem grausigen Tode und den Häschern. Der Ritter hielt sein Versprechen und baute die Kapelle zu den hohen Flühen.

MÖREL

Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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