Eine arme Familie hatte viele Kinder. Beim jüngsten fanden sie trotz Suchen keinen Taufpaten mehr. Als der Mann einst wieder voll Trauer sich auf den Weg machte, um einen Götti zu finden, begegnete ihm ein schöner, schwarzgekleideter Herr. Dem vertraute er in seiner Niedergeschlagenheit den Kummer an.
Der freundliche Herr anerbot sich sofort, dem jüngsten Sohne Götti zu werden, wenn er ihm das verspreche, was in diesem Augenblick zu Hause hinter der Türe sei. Der Vater stieg freudig darauf ein und dachte, daheim sei jetzt wohl nichts Wichtiges hinter der Türe. Frohlockend berichtete er seiner Frau, was für einen schönen Götti er gefunden habe.
Die Frau jedoch begann zu weinen, jetzt habe er dem Bösen seinen Sohn versprochen. Der Vater nahm das aber nicht so tragisch.
Als der Knabe aufwuchs, fiel dem Manne auf, dass seine Frau ständig traurig war und immer weinte, wenn sie dem Knaben die Haare kämmte. Er fragte sie, was ihr denn fehle. Sie gestand ihm, der Böse werde bald kommen und den Sohn nehmen.
Eines Tages zog der Knabe in den Wald und fragte da eine gute Frau um Rat. Die tröstete ihn, er solle nicht Angst haben, in der Nähe wohne ein frommer Priester, zu ihm solle er gehen und ihm alles erzählen.
Das tat der Knabe. Der Geistliche nahm ein grosses Weinfass, füllte es mit Weihwasser und tauchte den Knaben hinein. Im gleichen Augenblick erschien auch der Götti, das war der Teufel, und wollte den Knaben nehmen. Aus dem Weihwasser brachte er ihn aber nicht, nur die paar Haare, die aus dem Fasse schauten, ergriff er und riss sie in seiner Wut aus. Aber sonst konnte er ihm nichts zuleide tun und musste ihn freilassen. Der Knabe blieb gerettet.
RIED-MÖREL
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch