Auf dem gleichen Platze, wo heute das Dorf Betten steht, stand vor etlichen hundert Jahren eine Ortschaft mit dem Namen Rotdorf. Warum dieser Name geändert wurde, erzählt uns folgende Sage:
Eine ansteckende Pest wütete im Lande; man nannte sie den grossen Tod. Am fürchterlichsten hauste sie aber doch in Rotdorf. Eine Zeitlang wurden fast täglich etliche Personen vom Tode dahingerafft. Jammern und Wehklagen erfüllten das Dorf.
Die so schrecklich heimgesuchte Bevölkerung nahm Zuflucht zum Gebete: bis hinüber nach Bister und Grengiols hörte man die bedrängten Leute laut aus Leibeskräften beten. Von da an erhielt die Ortschaft Rotdorf den Namen Betten.
Die ziemlich zahlreiche Bevölkerung von Rotdorf wurde eine Beute des Todes, mit Ausnahme von drei männlichen Personen, die ausserhalb des Dorfes das Vieh besorgten: Der eine beim sogenannten Ebnetboden, der zweite beim Sterbbitsch und der dritte bei den Stadlen. Diese drei, die sich mit Rufen verständigen konnten, versprachen, ein kleines Gotteshaus zu bauen, wenn Gott sie vom Tode errette. Ihr Gebet fand Erhörung, und es entstand das erste kleine Gotteshaus in Betten.
Diese drei Überlebenden verteilten nun die Liegenschaften unter sich. Der eine, Mathias mit Namen, erhielt einen ansehnlichen Teil oberhalb des Dorfes, welcher dann die Benennung Matte erhielt. Der zweite, der Thomas hiess, bekam seinen Teil weiter oben diesen Ort nennt man noch jetzt Domen. Der dritte hiess Martin, und diesem fiel der Martisberg zu, der auch noch jetzt den Namen des einstigen Besitzers trägt.
BETTEN
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch