Früher standen diesseits des Weilers Ried im Graben zwei Mühlen. Wir sagen dort noch heute: "Ze Milinu". Eine dieser alten Mühlen gehörte dem N.N. Er sprach einmal in der Heiligen Nacht vor der Mitternachtsmesse zu seiner Frau: «Ich gehe noch hinüber, stelle dort die Mühle ab und komme dann zurück zur Mette.»
Das tat er und fasste noch Mehl aus dem Mehlkasten in einen Sack. Und so wie er sich umkehrte, standen da drei Personen vor ihm: sein verstorbener Schwiegervater, ein Teufel und ein Engel. Der Müller erschrak heftig, fragte dann den Schwiegervater aber doch, was ihm denn fehle und wie er ihm helfen könnte.
Ja, ihm fehlen drei Dinge. Wenn er die nicht erhalte, müsse er verdammt werden. Heute sei der letzte Tag, an dem er sich den Menschen offenbaren könne. Werde er heute nicht erlöst, nehme ihn der Teufel. Der hatte ihn auch schon an einer Kette gefesselt bei sich. Aber der Engel stand auf der andern Seite auch noch da. Der Müller fragte ihn, welche Sachen es denn zu erledigen gäbe. Das erste war, eine Summe Geld zu zahlen, das zweite: eine Wallfahrt nach Einsiedeln zu machen, und das dritte: der Gemeinde ein Lagel Wein zu erstatten. Sobald der Müller versprochen hatte, das alles zu erfüllen, fielen dem Toten die Ketten ab und der Teufel verschwand unter Gepolter und Gestank.
BELLWALD
Quelle: Walliser Sagen, gesammelt und herausgegeben von Josef Guntern, Olten 1963, © Erbengemeinschaft Josef Guntern.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch