a) Von dem bösen Ende eines Entlebuchers erklärt man sich am Hohgant im Kanton Bern den Namen der Kreuzfluh zwischen dem Furgengütsch und der Gäbelisfluh. Felsenriffe an jener Wand haben nämlich die Gestalt eines aufrecht stehenden Kreuzes. Der Entlebucher stand in frechem Übermute spottend am äussersten Rande des Felsens, als er von einem schwarzen Ziegenbock hinaus in den entsetzlichen Abgrund gestossen wurde. „Potz Chrüz!" rief er im Sturze und wirklich entstand an der Fluh das Kreuz. Wo über demselben zwei Streifen sichtbar sind, hat der Unglückliche im Falle umsonst versucht sich festzustemmen. So die Erzählung im Kanton Bern.
b) Aber etwas anders lautet sie im Entlebuch. Die Leute behaupten, dass ein katholischer Jüngling aus dem Entlebuch dort oben hoch auf dem Felsgrat mit einem Reformierten aus dem Bernbiet geschwungen habe und vom Gegner über die Fluh in die Schründe derselben geworfen worden sei, wo sein Körper zerschmettert lag. Die Reformierten spotteten: „Dort oben dem Verstorbenen ein Kreuz zu stecken, werden jetzt die Katholischen wohl bleiben lassen." Sie wussten wohl, dass dort kein Mensch lebendig hingelangen könne. Drauf in folgender Nacht hörte man von jenem Felsen her lange Zeit hämmern und meisseln und am Morgen war an der Fluh jenes Kreuz zu sehen, an einer Stelle, wo es rein unmöglich gewesen, dass Menschen hätten dahin kommen und arbeiten können.
Quelle: Alois Lütolf, Sagen, Bräuche, Legenden aus den fünf Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, Luzern 1865.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch.