Über den Rücken des Titterter Marchhügels, gerade dort wo der Bannstein steht, zog sich früher ein Grünling dahin. Jene Stelle, wo der Weg den Hag durchschnitt, war als unghürig verrufen, weil dort ein Galgen gestanden hatte. Einmal an einem Samstagabend musste mein Vater in Reigoldswil einen Sack voll Mehl holen Der Grossvater ging ihm bis an diesen Grenzhag entgegen und wartete dort auf ihn. Er wollte sehen, ob sein Sohn Furcht zeige und legte sich darum hinter den Hag. Als er dann einen Mann schwer keuchend heransteigen hörte, fing er an zu seufzen und zu gruchsen. Da beschleunigte der Herannahende seine Schritte und eilte, weder nach links noch nach rechts blickend, an der ungemütlichen Stelle vorbei, so gut es ihm mit seiner schweren Last möglich war. Der so rasch dem Dorfe Zustrebende war aber nicht der Erwartete, sondern ein Nachbar. Erst nach einer Weile hörte man abermals einen herankeuchen. Neuerdings fing der Grossvater an, seine klagenden Laute auszustossen. Diesmal aber stellte der Ankömmling, welcher eben der Erwartete war, sein Räf auf den Boden und ging hinter den Hag, um der Ursache der seltsamen Laute nachzuforschen. Die Beherztheit seines Sohnes freute den Grossvater, und munter schritten die beiden dorfwärts. Mit Ergötzen vernahm der Sohn die Geschichte von dem furchtsamen Nachbarn. Am nächsten Nachmittag war im Schulhäuschen Gemeindeversammlung. Es traf sich, dass der Grossvater gerade neben den Genarrten zu sitzen kam. Als dieser einmal hinausschaute und sah, wie es draussen in Strömen regnete, bemerkte er: «I ha s`dänkt, `s wärd äso cho,das het geschter znacht wieder gar dunnerschiessig gmuchset hinder im Hag.» Der Grossvater konnte sich darauf des Lachens nicht erwehren. Der Nachbar aber hatte zu der ausgestandenen Angst nun auch noch den Spott zutragen.
Quelle: G. Müller/P. Suter, Sagen aus Baselland, Liestal 1939.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch