Über dem sonnseitigen Abhang des Ziefner Rebberges erhebt sich die Waldkuppe der Rebhalden und des Kreuzholzes. Hier oben ist der Tummelplatz eines Unholdes, der zu seinen Lebzeiten ein böser und zanksüchtiger Mann war und zur Strafe seiner Missetaten nach dem Tode noch umgehen muss.
In stürmischer Nacht, wenn es durch die hohen Föhren da oben «chutet» wie nirgends sonst, fährt der Räbholdebur mit schwer beladenem Brückenwagen, der mit zwei Schimmeln bespannt ist, den Rebhaldenweg entlang. Man hört seine Peitsche aber noch weiter unten knallen. Er fährt mit seinen Rossen die Rebgasse hinunter bis ins Dorf, wo er sie in die Schwenke führt. Sein Peitschenknallen verkündet zu allen Zeiten den Eintritt von Regenwetter. Die Erscheinung des Geistes soll nur Sonntagskindern sichtbar sein.
Von einer Stelle am Rebberg, dem «Heissenstein», der nur spärlichen Graswuchs zeigt, sagt man, hier habe der Räbholdebur mit einer silbernen Sense gemäht.
Es heisst auch von ihm, er sei ein Wucherer gewesen, der Witfrauen um Hab und Gut gebracht habe. Nicht genug damit, dass er zu seinen Lebzeiten sich auf Kosten anderer bereicherte, auch nach dem Tode spielt er dem und jenem gerne einen Schabernack. Besonders hat er’s auf die Fuhrleute abgesehen. Und wenn einer noch so erfahren ist und noch nie ein «Ungfell» hatte, so kann es ihm doch geschehen, dass ihm die Pferde nicht weitergehen wollen am Rebhaldenweg, oder dass er zu Fall kommt und unter den Rädern Schaden nimmt, wenn er die «Mechanik» bedienen will.
Quelle: G. Müller/P. Suter, Sagen aus Baselland, Liestal 1939.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.maerchenstiftung.ch