Das Irrlicht bei der Radkapelle

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

In der Nähe der beiden Weiher, ausserhalb der Stadt Baden, gerade der dortigen Ziegelhütte gegenüber, stand vor einigen zwanzig Jahren an der Bandstraße eine Kapelle, Namens Rad-kappeli. Westlich davon steht jetzt noch ein Markstein mit einem Granitkreuz. Hier ist ein verrufener Spukplatz (vgl-Aargau. Sagen Nr. 310).

Martin Kaiser von Rütihof, der Bruder meines Grossvaters, suchte hier einst vor dem Unwetter Schutz, indem er durch einen zerbrochenen Gittersprossen in das Häuschen hineinstieg. Wahrend er nun die Muttergottes Bildchen betrachtet, hört er plötzlich rufen, wie aus der Wand heraus: „Marti, Marti, wotisch für en armi Seel bete!“

Der Mann ist der Meinung, ein vorbeigehender Bekannter habe ihm von draussen zugerufen, steigt sofort aus der Kapelle, lauft auch um dieselbe herum, kann aber niemand erblicken. Dies fällt ihm plötzlich auf’s Herz und er eilt trotz allen Unwetters fort nach Baden zu.

Dort erzählt er dem reformierten Ortspfarrer Rengger sein Erlebnis.

Dieser macht ihn aufmerksam, dass diese Kapelle an der Stelle gebaut sei, wo einst ein vielbesprochner Mord geschehen war. Falls er dort je wieder gefragt würde, ob er für eine arme Seele beten wolle, so solle er nur antworten: Ja, wenn sie zu erbeten ist.

 

Mein Grossvater Heinrich Nenold, der Steuermeier, hatte auf der gleichen Stelle in Gesellschaft seines Nachbarn Hans Obrist ein anderes Begebnis.

Auf der entgegengesetzten Seite der Strasse stand damals ein ziemlich hoher Hag, an dem beide von Baden kommend ihres Weges plaudernd hin gingen. Da wird mein Grossvater plötzlich vom Boden gehoben und über seinen Begleiter und den ganzen Hag hinweg das Strassenbord hinabgeschleudert. „Donner hol!“ rief ihm Hans Obrist zu, was machst du denn? „Es het mi e so en Siebechetzer do abe gheit!" rief der Grossvater hinter dem Hag.

So oft Hans Obrist später das Begebnis erzählte, fügte er mit seiner Gewohnheitsphrase hinzu: „Donner hol, es het domole numme ne kei Wind gnappet!“ d. h. es hat sich nicht ein einziges Laub bewegt.

(H. Nenold von Tatwil, Gemeindeschreiber.)

Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig  1862

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch  

 

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)