Beim Züricher Dorfe Jachenhausen am Pfäffikersee zeigen sich die wohl erhaltenen Erdwerke eines römischen Castells. Ein Bauer daselbst hat jüngst hin folgendes erzählt.
Der frühere Besitzer dieses Platzes sah an manchen Abenden ein blaues Flämmchen innerhalb der alten Umwallung spielen. Weil dies stets ein Zeichen ist von unterirdisch verborgen liegenden Schätzen, die sich auf solche Weise anmelden, so begann er darnach zu graben und hatte lange, aber vergeblich gearbeitet. Auf einmal jedoch fing es an im Loche zu blinken und zu funkeln.
„Potz Dünner-Hagel, e goldige Chetti!" rief er, und schlug mit seinem Karst hastig drauf los. In diesem Augenblicke setzte sich die goldene Kette, denn eine solche hatte er seiner Meinung nach wirklich hervor gegraben, in Bewegung und schlüpfte wie ein Wurm wieder in das Loch zurück. Nichts war ihm davon geblieben, als das letzte Kettenglied, das an der einen Zinke seines Karstes hing. Der Bauer machte sich in alter Stille davon, bot sein Gütchen feil und kaufte sich bald möglichst in einer andern Gegend ein nicht verzaubertes Heimwesen.
Eine wunderliche Behauptung hört man um Trüllikon und Andelfingen. Dort liegt das Dörfchen Wildensbuch, und dieses glaubt seit Menschengedenken bis heute in allem Ernste, es sei der Mittelpunkt der Welt.
(Mitteil. v. Or. Fero. Keller in Zürich.)
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch