Ein Waldberg in der Gemeinde Bassersdorf heißt die Heidenburg und seine Vorhöhe der Engelrain.
Hier fließt ein Bach vorbei, dessen Steg der Steg der Frau Escher genannt wird. Eine weiße Frau dieses Namens hütet ihn und weist des Nachts die Leute, die hinüber gehen wollen, drohend zurück. Jenseits des Steges kommt man durch einen Hohlweg auf ein Ackerland, Steinmürli genannt; man findet hier römisches Mauerwerk im Boden.
Als Marke steht ein alter Birnbaum da, unter welchem nach der Sage ein Schatz liegt. Ihn behütet die Frau Escher. Sie machte sich mit dem Sohne auf dem benachbarten Bauernhöfe Ofengipf bekannt und bewog ihn, Nachts mit ihr zum Baume zu kommen. Wenn er sie hier drei Nächte nach einander küsse, solle der Schatz sein werden. Als er es das erste Mal tut, ist das Weib schön von Körper und steht weißgekleidet da. Da er zum zweiten Male kommt, ist sie schon von Kopf bis zum Fuße in brandschwarzer Tracht und er wird besorgt. Doch sie wiederholt ihm, sie sei kein böser Geist, und er gibt ihr den zweiten Kuß. Sie hat ihm aber bereits angemerkt, daß er der dritten Probe morgen nicht gewachsen sein werde, und sagt deswegen beim Abschiede:
Ich beschwöre dich, im Walde eine Tanne zu fällen, ein paar Kerne aus den Tannzapfen zu nehmen und sie zu säen; dann wächst doch einmal der Baum, der einst die Wiege für meinen Erlöser geben wird! In der dritten Nacht erschien der Bursche allerdings wieder, hatte aber vorsorglich seinen Bruder mitgebracht. Das Fräulein verwandelte sich in eine ungeheure Kröte und beide Brüder entliefen.
(Dr. Ferd. Keller in Zürich.)
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch