Der Bauernhof Waldhausen liegt zunächst beim Dorfe Fisibach auf einem kleinen Berge, über den die Kantonsgrenze des Aargauer-und Züricher Landes geht. Hier stand eine Raubburg von solcher Festigkeit, dass man ihr mit Gewalt nichts anzuhaben vermochte. Die Bauern kamen daher auf den Gedanken, oberhalb des Schlosses einen Stollen in den Berg zu treiben und darinnen die Grundfesten der Burg zu unterwühlen.
Dies gelang, die stolze Burg stürzte ein, die Räuber wurden unter dem Schutt begraben, mit ihnen aber auch alles Geld und Gold, das sie den Talleuten abgepresst hatten. Da nun in der Nacht eines jeden Karfreitags sich alles Verwünschte wieder regen muss und darum befragt sein will, wie man es erlösen könne, so gingen auf dieses Ziel einige kecke Männer an den Burgstal, taten ihre Anfrage und erhielten alsbald den gewünschten Aufschluss.
In der nächsten Nacht am Karsamstag müsse man weissgekleidet hieher kommen und den Marchstein ausheben: unter ihm liege ein Schlüssel, der die Eisentür öffne, hinter welcher der ganze Schatz stecke. Mit dem Nachgraben habe man fertig zu sein, bevor es im Städtchen Kaiserstuhl zu Christi Auferstehung läute, und mit den Schatztruhen müsse man unter Dach kommen, ehe das Morgenläuten beginne; die eine Kiste könne man gegenseitig verteilen, die andere müsse für gute Werke verwendet und zu Kirchenzwecken geopfert werden. Sprechen dürfe bei allem keiner ein Wort. Die Männer führten dieses ohne Schell und Fehler aus. Sie fanden Schlüssel, Eisentüre und Schatztruhen. Am allerschwersten war's, letztere fortzuschleppen; doch kamen sie auch damit heim. Als der vorderste Träger eben den Fuss über die Dachtraufe hineinsetzte, da gerade fing es in Kaiserstuhl an, Betzeit zu läuten, und wie die Geister es vorausgesagt, so geschah es nun. Gerade so viel, als von der ersten Truhe noch nicht unter Dach war, verschwand. Es war der kleinste Teil, den sie nun hatten, aber er war gross genug, um unter alle verteilt und allen ein schönes Vermögen werden zu können. Damit sollen zugleich jene Burggeister alle bis auf einen erlöst sein.
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch