Ehe die Limmat in die Aare mündet, teilt sie sich beim Stroppel noch in zwei Arme und bildet den Limmat-Schachen mit einer Insel, welche in den Gemeindebann von Gebensdorf gehört. Ihr zunächst ist der Rostbauer wohnhaft; gleich einer Hochwacht überschaut sein neues Haus droben auf der Nosthalde die drei Ströme Limmat, Aare und Reuss, die hier sich vereinigen und an deren Ufer die Eisenbahn mit hinab gegen Rhein und Schwarzwald läuft.
Der alte Rostbauer Joh. Meier war hier Fährmann gewesen und kam in der Aare ums Leben, während er die Leute vom Brugger-Jahrmarkt über den Strom setzte. Sein ehemaliges Wohnhaus war auf der entgegengesetzten Steige gestanden, die zur Fähre nach Lauffohr führt, wurde aber 1799 beim Flussübergang der Franzosen vom Geschütz übel mitgenommen und ist von den Söhnen abgebrochen worden.
Schon von jeher hatte Meier sagen hören, in seinem Hause liege ein Schatz verborgen, deshalb wendete er sich an einen Wahrsager in Birmensdorf, den man den Gütterlig'schaner hiess. Dieser liess ein offnes Schaff Wasser vor's Haus in die Sonne tragen und daraus ergab sich dass das Haus auf zwei unbekannten Kellern stehe, deren einer sechs Fuss tief unter dem andern sei und Weine von solchem Alter enthalte, dass sie nicht mehr im Holz der Dauben, sondern in ihrem eignen Weinstein lägen. Auch zwei silberne Engel seien drunten in einem Gange, welcher in die Burgruine Frendnau führe, deren ehemaliger Schlossherr einst seine Schätze hierher geflüchtet habe. Den ersten der beiden Keller fand Meier nach einigem Graben wirklich genau so, wie ihn der Wahrsager beschrieben hatte, und die Quader der alten Kellertreppe wurden gleich zum Umbau des durch die französische Artillerie zerschossenen Hauses verwendet.
Aber schon im Jahre 1801 ertrank Meier und hinterliess nur unmündige Kinder, die von seinem Geheimnisse nichts wussten. Sie stiessen beim Weiterbauen zwar ebenfalls auf den erstentdeckten Keller, liessen ihn aber ohne weiteres mit in den Neubau einschliessen, und als sich später abermals Schatzgräber dahinter machen wollten, wurde ihnen von der Obrigkeit das Handwerk gelegt. Der Keller mit den Engeln ist noch nicht entdeckt. Als man nun neulich den Bau der Eisenbahnhier vorüber führte, stiessen die Arbeiter wiederum aus Gewölbe, und der Boden schütterte, wo man die Hacke einschlug; doch das Werk duldete keinen Aufschub, und nun liegen die Schätze unter noch höheren Dämmen verschüttet.
Quelle: E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1862.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch