Eine halbe Stunde vor Luzern auf dem Thurime, den man die Seeburg heisst, führt ein unterirdischer Gang hinunter bis an den Fuss des Hügels, auf dem der Thurm steht. Dort haust ein Erdmännlein und bewahrt ein schwarzes Kästchen, das wahrscheinlich mit Gold gefüllt ist. Ein alter Mann, der mir die Sage erzählte, beschrieb das Männchen, das er gesehen haben will, wie folgt: In den Hundstagen erscheine es alle Jahre, sei kaum 2 Schuh hoch, habe weissen Bart, der weit herabwalle und weisse Locken, auf dem Köpfchen ein rothes Käppchen mit Feder. Auf dem Grase breite es ein grünes Röcklein aus, vermuthlich zum Trocknen, weil es ihm wohl von dem im Gange heruntersickernden Wasser nass werden mag.
Vier herzhafte Luzerner-Studenten hatten sich einst aufgemacht, um diesem Erdmännchen hier nachzuspüren. Als sie nun in die Höhle gekommen waren, liess der erste die Fackel, mit der er einige Schritte weit vorgeleuchtet hatte, fallen und schrie, er habe ein Thier gesehen mit grosssen, feurigen Ohren. Nun wollte ein jeder dasselbe gesehen haben, und jeder sprang und kroch so schnell er konnte aus dem Loche heraus. (Durch R. Steiger aus Luzern.)
(Eine ähnliche Erzählung über dieselbe Oertlichkeit findet sich in dem Schweiz. Sagenb, von Kohlrusch 1, pag. 189.)
Band 1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 329
Zwergensagen aus anderen Schweizerkantonen
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch