Es war einmal ein Bursche, der musste verdienen gehen. Er ging talauswärts und begegnete einem Mann in Grün. Der Herr im grünen Frack fragte den Burschen, wohin er gehe. Der Bursche antwortete, er gehe verdienen. Darauf sagte der Grüne, er stelle ihn ein, falls er wolle. Was er zu tun habe, fragte der Bursche. Er müsse nichts anderes tun, als mit seinen Eseln Holzklötze führen. Aber er dürfe diese Tiere niemals schlagen. Das dünkte den Burschen nicht gerade eine strenge Arbeit, und er liess sich beim Grünen einstellen.
Fast sieben Jahre lang hatte er brav Holzklötze geführt und dabei die Esel nie geschlagen. Doch eines Tages reichte es ihm, und er versetzte einem der Esel einen Hieb. Sogleich fängt der zu reden an und fragt ihn, ob er denn nicht wisse, was für Klötze er herumführe und wo er sei. Er führe Seelen und sei in der Hölle unten. Sie sei seine Patin. Der Bursche bekommt fürchterlich Angst, doch er führt bis am Abend mit den Eseln Holzklötze. Da schimpft der Meister mit ihm, er sei unzuverlässig gewesen, er habe die Esel geschlagen. Der Bursche erwidert, die Esel hätten nicht gezogen, er habe ihnen einen Hieb geben müssen, von nun an schlage er keinen mehr.
Als die sieben Jahre vorbei waren, schlug der Bursche wiederum den Esel und fragte ihn, was er tun solle. Der Esel antwortete, er solle mit diesem Dienst aufhören. Er solle beim Bösen seinen Lohn verlangen, und wenn der Teufel frage, was er wolle, so müsse er sagen, die roten Hosen. Wenn der Teufel antworte, die könne er nicht geben, so solle er sagen, dann wolle er nichts, und dann werde der Teufel ihm die Hosen geben.
Am Abend sagte der Bursche zum Herrn im grünen Frack, er wolle nach Hause und bitte um den Lohn. «Aber was willst du nun als Lohn?» fragte der Herr. «Die roten Hosen», antwortete der Bursche. Aber als der Herr sagte, die könne er ihm nicht geben, gab der Bursche zurück: «Dann will ich nichts!» Darauf holte der Herr aus einer grossen Eisentruhe die roten Hosen hervor und gab sie dem Burschen. Der zog sie an. Daheim steckte der Bursche die Hände in die Säcke der roten Hosen und fand in jedem Sack einen Goldtaler. Jedesmal wenn er die Hände in die Säcke steckte, fand er zwei Goldtaler drin. Dies war ein gefundenes Fressen für den Burschen, und er dankte seiner toten Patin immer wieder dafür.
Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch