Es war einmal eine Frau, die hatte einen einzigen Sohn. Den schickte sie auf den Markt, um Nähnadeln zu kaufen. Auf dem Rückweg holte der Bursche einen Mann ein, der eine Blache Heu trug. Und er nahm die Nadeln und steckte sie in die Blache, damit er sie nicht so leicht verliere. Aber als sie zum Haus des Mannes kamen, fand der Bursche im Heu die Nadeln nicht mehr, und er musste ohne sie heim.
Ganz traurig erzählte er der Mutter, wie es ihm gegangen war, und sie sagte: «Du musst ein rechter Tölpel sein; hättest du doch die Nadeln in den Hut gesteckt, so hättest du sie jetzt.»
Das nächste Mal schickte die Mutter ihn auf den Markt, um eine Mistgabel zu kaufen. Der Bursche erinnerte sich genau an das, was die Mutter gesagt hatte und steckte die gekaufte Mistgabel in den Hut und kam so nach Hause. Diesmal glaubte er, es der Mutter recht gemacht zu haben. Doch die schimpfte und sagte: «Oh du Trottel, eine Mistgabel steckt man nicht in den Hut. Auf den Rücken musst du sie nehmen.» «Nun denn, das nächste Mal will ich es bestimmt besser machen», meinte der Bursche.
Die Mutter schickte ihn auf den nächsten Markt, um ein schönes Schwein zu kaufen. Ganz zufrieden ging der Bursche hin, denn er glaubte, diesmal die Besorgung recht machen zu können. Er kaufte ein schönes Schwein, und dann trug er es am Strick über dem Rücken nach Hause. Schon von weitem sah die Mutter ihren gescheiten Sohn mit dem erwürgten Schwein über dem Rücken nach Hause kommen. Sie ging ihm entgegen und schimpfte fürchterlich wegen seiner Dummheit. «Dies ist das letzte Mal, dass ich dich auf den Markt schicke», sagte die Mutter, «wenn du dich nicht gescheiter anstellen kannst. Du hättest das Schwein an einen Strick binden und es nachziehen müssen.»
Als wieder Markt war, bettelte der Sohn so lange bei der Mutter, bis sie ihn nochmals gehen liess. Diesmal musste er eine Pfanne kaufen. Er meinte, sehr gescheit zu sein, band die Pfanne an einen Strick und zog sie so bis nach Hause. Als er heimkam, war der Boden der Pfanne durchlöchert, und die Mutter begann heftig mit ihm zu streiten. Von nun an liess sie den Dummkopf nicht mehr auf den Markt.
Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch