Einmal kam der Heiland auf die Erde, um den Menschen einige Wünsche zu erfüllen. Unterwegs begegnete er einem Pfarrer. Der Heiland sagte, er könne wünschen was er wolle, er werde es ihm geben. Der Pfarrer antwortete schnell: «Ein gutes und schönes Leben.» «Das kannst du haben», sagte der Heiland und ging weiter. Dann begegnete er einem Kapuziner und fragte ihn, was er wünsche. Der Kapuziner antwortete: «Ein gutes und schönes Leben.» «Das kann ich dir nicht geben; das habe ich schon einem andern geschenkt», entgegnete der Heiland. «Dann eben Geduld», meinte darauf der Kapuziner. «Das kannst du haben», sagte der Heiland und zog weiter. Nach einer Weile begegnete er einem Bauern. Der Heiland fragte auch ihn, was er wünsche. Der Bauer antwortete: »Ein gutes und schönes Leben!» Der Heiland erwiderte: «Das kann ich dir nicht geben, das habe ich schon dem Pfarrer schenken müssen.» «Dann halt viel Arbeit!» brüllte der Bauer. «Das sollst du haben», sagte der Heiland und ging weiter. Schliesslich begegnete er einer Frau. Er fragte auch sie, was sie wünsche. «Ein gutes und schönes Leben!» wollte die Frau. Doch der Heiland musste antworten, dies könne er ihr nicht geben. «Ach Scheisse!» sagte da die Frau ganz verärgert. «Das sollst du haben!» entgegnete der Heiland und ging weiter.
Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch