Sieben Buben verirrten sich beim Erdbeerensuchen im Wald. Lange gingen sie im Wald herum, bis sie von weitem ein Lichtlein sahen. Sie folgten ihm und kamen zu einem Haus, so gross wie eine Kirche. Darin war niemand, ausser einer grossen Frau die Hanf spann. Die bekam schreckliche Angst, als sie die Kinder sah. Sie gab ihnen geschwind zu essen und sagte: «Jetzt versteckt euch rasch hinter dem Ofen, bevor der Menschenfresser kommt!» Sogleich versteckten sich die Kleinen hinter dem Specksteinofen. Da kreuzte der Menschenfresser auf mit schrecklichem Gepolter und Lärm und einer Tanne in der Faust. Als er die Tür öffnete, brüllte er: «Hier riecht es nach Menschenfleisch!» «Das ist Saudreck, du Dummkopf!», sagte die Frau. Alles wäre gut gegangen, wenn nicht eines dieser Würmlein unter dem Ofen hervorgeguckt hätte. Der Menschenfresser sah es und würgte es mit Haut und Haar hinunter, alles auf einmal. Alle Buben sperrte er hinter ein Hühnergatter unter der Ofenbank, um sie noch ein wenig zu mästen.
Am andern Morgen stand der Menschenfresser spät auf, öffnete das Gatter und brüllte: «Kann jemand Läuse ablesen?» Der älteste Bub kam heraus und fing an, Läuse abzulesen. Aber der war ein schlauer Kerl; er kratzte den Menschenfresser so lange und suchte ihn nach Läusen ab, bis der einschlief. Dann nahm der Bub das Schwert und schlug dem Menschenfresser mit einem Streich den Kopf ab. Darauf befreite der Bub seine Kameraden aus dem Hühnergehege, und sie wurden dank der Schätze des Menschenfressers ganz schön reich.
Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch