Adam und Eva bekamen nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies viele Kinder, und sie hatten mehr als genug zu tun, um sie zu füttern.
Eines Tages ging der Herrgott zu Eva, um nachzusehen, wie sie den Haushalt führe. Eva war gerade dabei, die Kinder zu waschen und zu kämmen, als sie den Herrgott aufs Haus zukommen sah. Da versteckte Eva die noch ungewaschenen und ungekämmten Kinder unter dem Stroh und dem Heu, den Holzspänen und dem Herd.
Als der Herrgott im Haus war, führte sie ihm nur die gewaschenen und gekämmten Kinder vor. Der Herrgott hatte an den frischen und zurechtgemachten Kindern grosse Freude, und er sagte zu einem: «Du wirst Landammann!» - und zum zweiten: «Du wirst Fähnrich!» und zum dritten: «Du wirst Richter!»
Als Eva merkte, wie der Herrgott die Ämter verteilte, sagte sie: «Herr, ich habe noch mehr Kinder; ich will, dass auch sie sich zeigen.» Da krochen die einen unter dem Heu und dem Stroh hervor; doch sie waren ganz struppig und ihre Haare voll Heu und Stroh. Der Herrgott schaute sie an und sagte: «Ihr werdet Bauern!» Als die andern, welche unter den Holzspänen versteckt waren, zum Herrgott kamen - voller Dreck - sagte er: «Ihr werdet Handwerker!» Als letzter kroch noch einer unter dem Herd hervor, kohlrabenschwarz, so dass man nur das Weisse der Augen sah. Zu dem sagte der Herrgott: «Du musst Kesselflicker werden!» - Von daher kommen die Berufe.
Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch