Die sieben Füchse

Land: Schweiz
Kategorie: Zaubermärchen

Es war einmal eine vornehme Frau, die hatte sieben Burschen und ein Mädchen. Damals wurden die Kinder in Tiere verwandelt, wenn die Eltern sie verwünschten.

Und als einmal die Buben übermütig um das Schloss herumrannten, rief ihre Mutter wütend: «Wenn ihr nur Füchse wäret!» Im Hui wurden die sieben schönen Buben in graue Füchse verwandelt, und sie liefen hinaus in den Wald. Der Mutter tat dies leid, und sie weinte, aber es war schon geschehen. Die kleine Schwester wuchs unterdessen zu einem schönen Mädchen heran und sehnte sich furchtbar nach ihren Brüdern. Eines Tages erfuhr sie, sieben Füchse kämen jede Nacht zu einem alten, unbewohnten Schloss am Waldrand.

Eines Nachts geht das Mädchen in der Hoffnung, ihre Brüder vielleicht erlösen zu können, ganz allein in dieses Schloss.

Abends spät, gegen Mitternacht, kommen sieben wunderschöne Burschen zum Tor herein, und als sie ihre Schwester sehen, umarmen sie sie und sagen: «Gott sei Dank, dass du jetzt zu uns kommst, denn als Füchse hätten wir dich in Stücke reissen müssen!» Sogleich fragt die Schwester dann auch, was sie tun müsse, um sie zu erlösen. «Wenn du es schaffst, sieben Jahre lang kein Wort zu reden, so sind wir erlöst!» antworten die Brüder.

Dies nahm sich die Schwester zu Herzen, und sie wollte nicht mehr heim. Sie ging ganz früh am Morgen in den Wald und baute unter einer Eiche ein Hüttlein, wo sie ganz allein blieb, um mit niemandem sprechen zu müssen.

Aber in diesem Wald ging auch ein schöner und guter König auf die Jagd. Eines Tages begann sein Hund vor der Hütte des Mädchens zu bellen. Als der Bursche herbeikam und in die Hütte schaute, sah er das wunderschöne Mädchen. Sie gefiel ihm sehr, und er nahm das stumme Mädchen zur Frau. Aber die Mutter des Königs war sehr neidisch auf die schöne Braut ihres Sohnes. Trotzdem wurde fröhlich Hochzeit gefeiert, und es sah so aus, als lebe der Bursche ganz im Glück.

Da musste der König in den Krieg ziehen, und während der Prinz bei den Truppen war, gebar seine Frau einen sehr schönen Buben. Aber die Hexe von einer Schwiegermutter warf ihn ins Wasser, und als der König zurück war, sagte sie ihm, seine Frau habe ein Kätzlein geboren. Die gute Königin durfte kein einziges Wort sagen. Da sie ihre Brüder erlösen wollte, musste sie gänzlich schweigen. Im nächsten Jahr, als die Königin wieder ein Kind gebar, war der König auch weg, und die böse Schwiegermutter warf auch diesen schönen Buben in den See neben dem Schloss und sagte, sie habe wieder ein Kätzlein zur Welt gebracht. Fünf weitere Kinder warf die alte Hexe auch ins Wasser und sagte dem König, seine Frau habe Kätzlein geboren. Wegen der Giftspritzerei seiner Mutter glaubte der König, dass seine Frau eine Hexe war, da sie immer Katzen zur Welt bringe, und er befahl, sie zu verbrennen.

Die sieben Jahre waren gerade vorbei, als die Königin verbrannt werden sollte. Schon hatten sie die junge Frau auf den Richtplatz geführt, die Henker hatten den Scheiterhaufen errichtet und sie an den Pfahl gebunden, da hörte man eine Trompete blasen. Sieben Ritter erschienen auf prächtigen weissen Pferden, jeder mit einem schönen kleinen Buben im Arm. Der erste Ritter galoppierte durch die Menge zu seiner Schwester und sagte: «Wir haben deine sieben Kinder aus dem Wasser gerettet und bringen sie dir, jetzt aber rede, liebe Schwester, wir sind erlöst!» Die junge Königin sprach dann zum ersten Mal wieder und erzählte alles, was die Alte mit ihr gemacht hatte. Als der König das hörte, da liess er seine Mutter, diese Hexe, anstatt seiner schönen und guten Frau verbrennen. Mit ihr lebte er viele Tage und Jahre voller Glück.

 

Aus: Die drei Winde, Rätoromanische Märchen aus der Surselva, Caspar Decurtins/Ursula Brunold-Bigler, Desertina Verlag, Chur 2002. © Ursula Brunold-Bigler.

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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