Es war an einem Winterabend. Ein Jäger kehrte müde und ohne Beute von der Fuchsjagd heim. Als er durch den Flachsnerawald ging, zuckte er plötzlich zusammen. Ein prächtiger Fuchs kam ruhigen Schrittes ihm entgegen. Der Jäger riss das Gewehr an die Wange. Ein Schuss krachte. Der Fuchs stellte sich auf die Hinterbeine, streckte die Zunge heraus und gab einen Laut von sich, der genau so tönte, wie das Hohngelächter eines Menschen. Dann verschwand er im Gebüsch. Verdutzt blieb der Jäger stehen. Hatte er danebengeschossen? Ganz unmöglich! Oder war es am Ende kein richtiger Fuchs gewesen? Man kann nie wissen.
Am folgenden Tage kam der Jäger zur gleichen Zeit desselben Weges. Plötzlich tauchte der Fuchs wieder auf und lief wie ein Hund gemütlich vor ihm her. Der Jäger zielte genau und drückte ab. Der Fuchs stellte sich diesmal auf die Vorderbeine, streckte den Schwanz und das Hintere in die Höhe, liess sein höhnendes Lachen erschallen und verschwand blitzschnell im Gebüsch. Der Jäger war jetzt überzeugt, dass dies kein richtiger Fuchs sei, sondern irgendein Zauberwerk des Bösen. „Wart, Füchslein“, brummte er, „dir vergeht das Lachen noch.“
Zu Hause angekommen suchte er einen alten, hochgesegneten Rosenkranz hervor, löste einige Steine daraus und lud damit seine Flinte. Gegen Abend des nächsten Tages wanderte er wieder durch den Flachsnerawald. Auf einmal raschelte es in den Stauden, und der Fuchs kroch hervor. Langsam schritt er quer über den Weg, schaute den Jäger an und lachte laut. Pauff - krachte ein Schuss. Der Fuchs liess einen scheusslichen Pääg ertönen und sank zusammen. Der Jäger trat hinzu, die Beute aufzuheben. Doch blieb er wie versteinert stehen. An Stelle des Fuchses lag eine Frau tot am Boden, und ihr Blut rötete den Schnee. Er kannte sie - es war seine Nachbarin. Schon lange hatte man Verdacht, sie treibe Hexerei.
Quelle: German Kolly, Sagen aus dem Senseland, Freiburg 1965. Mit freundlicher Genehmigung der Verlag Herder GmbH. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www.Maerchen.ch