Ein Bauer und Müller in dortiger Nähe erlaubte einmal einem seiner Knechte, am Abend heim zu seiner Familie zu gehen. In der Nacht wird er durch den Lärm, das Gejohle und Halloh und Hussah des Thürst und seines Gefolges geweckt. Er geht an die Hausthür, um der schauerlichen Jagd, die gewöhnlich bei ihm vorbei passierte, zuzusehen. Aber schon ist der Hauptzug vorübergejagt, als er die Thüre in Hast zu öffnen vermag. Nur noch Nachzügler, die Arrieregarde des Spucks, bietet seinen Blicken sich dar; unter dieser sieht er voll Erstaunen auch seinen Knecht, dem er am Abend zuvor Urlaub gegeben, mühsam sich nachschleppen. Über die seltsame Erscheinung nachsinnend, legte er sich, nachdem die Geisterstunde und mit ihr der Spuck vorüber, wieder zur Ruhe, die arme Wittwe bedauernd, die ohne Zweifel nun ihren Mann durch die „Werbung des Thürst" verloren hatte. Wie erstaunte er aber, als er am frühen Morgen seinen verloren geglaubten Knecht wieder seinen Dienst verrichten sah! Freilich schien er nicht so frisch wie sonst und klagte sehr über Müdigkeit und furchtbare Schmerzen in allen Gliedern, die wie „zerschunden und zerschlagen" seien. Er könne sich diese Müdigkeit gar nicht erklären, sagte er, es sei gerade, als hätte er die letzte Nacht nicht bloss in furchtbar ängstlichem Traume, sondern in Wirklichkeit die wilde Jagd mitgemacht. Erstaunt erwiderte hieraus sein Meister, ihm komme die Sache ganz begreiflich vor, wenigstens habe er ihn nicht mehr zurückerwartet; denn allerdings habe er an der Jagd Theil genommen und er selber habe mit eigenen Augen gesehen, wie er, einer der Letzten, mühsam dem Gefolge nachgehumpelt sei. Der Knecht wollte jedoch von einer direkten Fahrt nichts wissen und behauptete, er habe sein Bett nie verlassen. Welcher nun recht gesehen und welcher nur geträumt, wollen wir hier nicht entscheiden.
Quelle: J. J. Jenzer, Heimathkunde des Amtes Schwarzenburg, Bern, 1869.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung, www. maerchen.ch