Auf Strättlingen wohnten Herr Berchtold und Frau Aureliana. Sie hatten ein einzig Kind, das lag krank. Da bat Herr Berchtold den heiligen Michael, er möchte seinen Sohn gesund machen. Als aber die Gebete nichts halfen ward er zornig und liess jedermann aufgreifen der die Strasse zog und beraubte sie. Es fingen seine Knechte aber einst einen gelehrten Mann. Dem klagte Herr Berchtold seine Not. Der Fremde sprach: "Ruf dein Hausgesinde zusammen!" Als das geschehen war, befand sich darunter einer, der des Ritters besonderes Vertrauen genoss und welchen er zum Kämmerer erhoben hatte. Als der Fremde diesen ansah, verdrehte der Diener Augen und Haupt und schrie wie unsinnig. Da fragte ihn der fremde Priester eindringlich wer er sei und beschwor ihn. Der Kämmerer aber bekannte dass er kein Mensch, sondern der leibhaftige Teufel sei. Er sei gekommen, den Jüngling zu verfolgen. Es beschwor ihn daher der Fromme, hinwegzufahren an einen Ort, da der heilige Michael nicht geehrt würde. Von der Stunde an war der Knabe gesund. Der Ritter aber war durch den Priester zum vollen Glauben gebracht. Er liess daher in seinem Schloss einen Altar bauen zu Ehren des Erzengels Michael und bat den Priester, bei ihm zu bleiben und das Wort Gottes zu verkündigen. Er nahm denselbigen auch an seinen Tisch, und setzte ihn an die Seite seiner Gemahlin. Die Kapelle, worinnen der Altar stand, wurde Sankt Michael geweiht.
Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.