Nicht auf dem Schlachtfelde hatte Rudolf von Erlach, der Held von Laupen seinen Tod gefunden. Unter dem Mordstrahl seines eigenen Schwähers, Jost`s von Rudenz, endete das Leben dieses edlen Greises. Der Mörder aber floh, vom Fluche des Sterbenden verfolgt, in das oberländische Hochgebirge. In seinen Schluchten glaubte er sich vor der Verfolgung sicher. Dort baute er sich am Felsenrande eine Hütte. In tiefer Nacht klopfte es einst an seine Hüttentüre, und wie er öffnet, steht in einen langen Mantel gehüllt, ein Fremdling draussen, der um ein Obdach bittet. Kaum ist Jost vor die Hütte getreten, zieht der nächtliche Wanderer ein langes Schwert unter dem Mantel hervor vor und schwingt es furchtbar in der Luft. Mit Entsetzen sieht Jost im Mondenscheine auf der scharfen Schneide in Blut die Worte geschrieben: "Ins Teufels Namen Vatermörder stirb!" "Geh in die Hölle, Unmensch!" schreit der Wanderer und spiesst den Mörder mit furchtbarer Waffe an die Hüttenwand. Seither muss des Unglücklichen Seele unerlöst im Gebirge herumirren. Noch trägt sein Geist das Schwert im Herzen. Wenn es aber irgendwo im Lande ein Unglück geben will, dann heult Jost`s verlorene Seele schrecklich auf dass es weithin durch die Berge schallt. Dreimalen ertönt jeweilen der herzschneidende Ruf. Dann sagen die Leute: "Der Hauri rührt sich wieder; bleib jedermann still zu Hause, damit er nicht ins Verderben renne!"
Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.