In alten Zeiten lebte ein Römer namens Ptolemäus von königlichem Geschlecht, der ging einst jagen und fand einen schönen grossen Hirsch, den er wild verfolgte. Als er denselben nun schiessen wollte, gewahrte er zwischen des Tieres Hörnern in hellem Scheine das Bild eines Kreuzes und eine Stimme sprach: "Warum verfolgst du mich und bist wider mich? Ich bin Christus den du jagst." Da fiel Ptolemäus auf sein Angesicht und rief: "Herr hilf mir, ich will glauben." Und es sprach die Stimme: "Gehe hin zu Papst Alexander und lasse dich taufen. Ptolemäus tat wie ihm gesagt ward und erhielt in der Taufe den Namen Theodorich. Und zum Zeichen und Wappen erhielt er einen güld’nen Strahl im roten Schilde, mit dem er wider den Teufel streiten sollte. Da aber der Kaiser anhub die Christen schrecklich zu verfolgen, floh Theodorich oder Dietrich aus dem Lande und begab sich zu einem Herzog von Burgund, dem er sich durch grosse Taten gar nützlich erwies.
Als Dietrich ihm einmal eine Schlacht gewonnen, sprach der Herzog zu ihm: "Begehr von mir was du willst, es soll dir werden und sei es mein halbes Herzogtum!" Da er aber in grosser Bescheidenheit nichts forderte, gab ihm der Herzog seine Tochter zur Gemahlin, die war Dietmut genannt. Dazu gab er ihm auch ein hübsches Land mit Namen das minder Burgund und den Wandelsee mit vielen Bergen herum, da vormals der König der Vandalen gesessen war, mit dem Land um Strättlingen von grosser Fruchtbarkeit. Dazu gab er Dietrich zur Ehesteuer einen grossen Schatz von Gold und Silber und edlem Gestein. Dietrich erwählte sich das Land, das man zur Goldenen Luft nannte, und baute sich daselbst ein Schloss Strättlingen von des Strahls wegen. Gott aber schenkte ihm und Frau Dietmut einen Sohn, den sie Albrecht nannten.
Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.