Vom Rücken des Gerstenhorns zieht sich nach der Westseite hin bis an das Schwabtor ein bogenförmiger Gebirgsgrat. Zwischen beiden aufgegipfelt steht das weltberühmte Faulhorn da.
Vorn, am Fusse desselben, liegt über der Felswand Schweifisband die Bettenalp. Auf ihrer östlichen Seite befindet sich eine trichterförmige Vertiefung, "Folle" genannt. Dieser gegenüber liegt ein grosser viereckiger in der Mitte gespaltener Stein, der "Lugistein".
Zwei Sennen, Vater und Sohn, wirtschafteten auf Bettenalp. Sprach eines Tages der Alte zum Jungen. "Ich gehe den Kühen nach." Er ging aber auf Fangisalp zum Kartenspiel, denn er war ein arger Spieler. Während er droben beim Spiele sass und bei Wetten und Fluchen die Zeit verbrachte, stieg ein Gewitter herauf. Von Blitz und Hagel geängstet sprang das Vieh der Folle zu, deren schmaler Auslauf am Fluhrande über himmelhohem Abgrund lag. Der junge Hirt sah die Gefahr. Verzweifelt hängte er sich nach Älpler Brauch der letzten Kuh an den Schwanz, um die Herde zu retten. Vergeblich! Sie stürzte durch die Folle mit ihm hinab in die Tiefe. Sobald der Vater von dem Geschehenen Kunde erhielt, verliess er das Spiel und es sah ihn von dem Tage an niemand mehr. Seither hören Älpler und Gemsjäger zeitweilig das Gebrüll der Kühe und das Tönen der Glocken einer Sennerei und das Locken des Hirtenbuben: "sçä, sçä, sçä!"
Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.