Mumelimann bei Fahrwangen

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Geht man vom rechten Ufer des Hallwiler-Sees aufwärts gegen die Höhen von Fahrwangen, so kommt man an dem Platze vorbei, auf dem die Burg der Freiherren von Fahrwangen gestanden hat, die in der Zeit der sog. Blutrache, verhängt gegen die Mörder des österreichischen Albrecht, nebst andern Burgen dieser Lande gebrochen worden ist. In der Nähe liegt das Wäldchen Flueren und darinnen das Mumeli, eine einsame Stelle, von uralten Tannen umgeben. Man sagt, auf diesem Plätzchen habe vor vielen Jahrhunderten ein Fahrwanger zwei Ritter verscharrt, die er bei einem Gelage auf seinem Schlosse erstochen hatte. Nun muss er noch immer seine Familiengruft verlassen und jede Nacht über die Felder im Sprunge hieher zu dieser Stelle laufen. Bald sieht man ihn weiss, bald schwarz. Er haut dem Holzdieb Nase und Ohren ab und trägt ihn in einem Sacke in den See. Auch in Zwergengestalt lässt er sich blicken. Am meisten erkennt man ihn an seinem Geschrei. Zwischen den Dörfern Meisterschwanden und Sarmensdorf johlt er wie einer, der zur Jagd geht; an dem Seeufer ruft er klagend. Dies nennt das Volk wehweln und wehvern, ihn selbst den Mumeli- oder den Runelimâ.

Auf dem Fusswege, der von Meisterschwanden über das hohe Seeufer hinab führt zur Fähre, die nach dem jenseitigen Dorfe Birrwil überschifft, liegt ein einzelner steiler Hügel, der Kapf. Dort lässt ein todter Mann seinen Ruf zur Ueberfahrt so oft und deutlich vernehmen, dass die Birrwiler-Schiffsleute lange Zeit nie mehr aufs blosse Rufen drüben vom Ufer abfuhren, sondern erst auf einen Hornstoss erschienen, um die diesseits Wartenden einzunehmen und überzusetzen. Schon oft haben furchtlose Leute und selber Seeanwohner den Versuch angestellt, zu ergründen, woher doch diese Allen vernehmbare Stimme mit ihren gleichmässigen wehmüthigen Tönen kommen möchte. Wenn sie sich auf den Kapf stellten, so hörten sie den Ruf vom Schleiferhübel her, einem mit Gesträuchen bedeckten Steinhügel, der bei tausend Schritt nördlicher liegt; während die zu gleicher Zeit hier Stehenden glaubten, jene am Kapf hätten ihnen zugerufen. So kommt es, daß auch Nichtgläubige meinen, hierin liege etwas Übernatürliches. Das Landvolk behauptet, man höre diesen Ruf, so oft als Regenwetter eintreten oder ein heftiges Gewitter losbrechen soll. Am jenseitigen Ufer gilt dieselbe Wetterregel, allein man nennt sie den Schellenpeter und behauptet, man höre ein lebhaftes Klingeln, wie von vielen Schlittengäulen, aus den Waldhöhen des Homberges herunter weit durch die Gegend schallen.

Band 1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Schweizer Sagen aus dem Aargau, Band 1 Aarau, 1856, Seite 296

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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