Ein Schweizer aus dem Berner Oberlande war einst auf Reisen in der Fremde. Eines Abends kehrte er in einer abgelegenen Hütte ein, wo ihn ein alter Mann gastfreundlich empfing. Nach mancherlei Gesprächen gab der Greis sich demWanderer als Oberhasler zu erkennen, den der Kummer von der schönen Heimat in die Fremde getrieben. Ihm waren drei schöne Töchter verflucht worden. Bis auf diesen Tag sind alle drei von der Bezauberung unerlöst geblieben und irren in den hohen Haslerbergen umher, wo sie sich oft im Spuk zeigen. ImGauligletscher haust das Gauliweiblein. Oft erscheint es noch heutigen Tages zuweilen den Hirten im hinteren Urbachtal mit seinem Hündchen. Sie hören es dann die Worte sagen: "I und mi Kathrin und mini Chue Brün und min Hund Rhin müessen immer u ewig uf Blüemlisalp sin." Hin und wieder soll auch das Glockengeläute des unsichtbaren Viehes vernommen werden Dann irrt das Engstlenfräulein auf der Engstlenalp umher. Gar häufig wird das Fräulein von den Hirten erblickt. Zum Dritten weilt auf den Höhen des schönen Hasliberges das Geissmaidlein und hat wohl schon öfters einen einsamen Knaben zum Buhlen gelockt. Doch als es einmal mit einem hübschen, still gearteten Jungen auf den Heuboden einer Scheune steigen wollte, liess es ein paar Geissfüsse sehen. Der bang erschrockene Jüngling schlich seitab von dannen, weil bei diesem Anblick ihm nicht mehr geheuer war. Wie dieser dreifache Zauber zu lösen sei, weiss wohl der Alte nur, der in der Fremde wohnt. Doch hat er es noch niemandem mitgeteilt. Niemand weiss, wo er zu finden und ob er noch am Leben sei.
Quelle: Hermann Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland. Nach schriftlichen und mündlichen Quellen, Interlaken 1910.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.