Im Rücken der Chrutmettlihütten auf der Axalp steigen die Flühe an die 200 Fuss lotrecht zu den Schlafbühlen auf, einem dem Axalphorn vorgesetzten breiten Grasband, das die Gemsen und Murmeln äsen. Rechterhand von den Hütten aus befindet sich im obern Fluhrand eine deutlich sichtbare Höhle, das Zwergliloch geheissen. Als die Höhle von den kleinen Leutlein noch bewohnt war, nahmen diese, wenn sie zu den Älplern niedersteigen oder sich an den Halden sonnen wollten, den steilen Weg von der Höhle aufwärts in das schmale Geissentreib, das vorn auf der Fluh hinlief.
Eines Abends kam von den Zwergen einer herunter in das Chrutmettli zu den eben melkenden Älplern und zeigte diesen an, dass ihr Volk die Gegend verlassen werde, da bald ein rauher, kalter Winter in die Berge falle. Zum Dank für die gute Aufnahme, die sie von den Älplern seit je erfahren durften, wolle er ihnen noch verraten, dass dort beim Tschingel am Axalpberg ein Kristallschatz verborgen sei, der ihnen einst zu grossem Reichtum verhelfen könne. Ein Doppelschild, das heisst, ein Mann mit Namen Schild, der auch eine Schild zur Frau hat, wird den Schatz finden.
Wohl fand später mancher Doppelschild an der bezeichneten Stelle kleine Kristalle, der grosse Schatz aber blieb allen verborgen; der Richtige hat wohl noch nicht danach gesucht.
Quelle: Albert Streich, Brienzer Sagen, Interlaken 1938.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch