Es gab eine Zeit, da die Älpler auf den Brienzer Alpen weniger Not hatten mit dem Holz für den Hüttenbau und die Feuergrube.
Da reichte auf der Sonnenseite des Tales der Wald stellenweise an die Schneide des Grates heran. Auf der Schattenseite, auf der Axalp und an Hinterburg, nahm er zumindest grosse Teile der heutigen Läger und Hochweiden ein. Zeugen dafür sind tannene und ahorene Baumstrünke, die weit über der jetzigen Waldgrenze ausgegraben wurden. An alten Hütten in den hinteren Axalpstafeln waren mächtige Rundholztotzen verwendet worden, deren Standort nicht weit von den Lägern gewesen sein konnte; sie heute aus dem nächststehenden Walde herbeizuschaffen, wäre mit den den Älplern verfügbaren Mitteln nicht möglich.
In den Wäldern hausten aber auch noch die Raubtiere, brachen, sei’s Tag oder Nacht, oft aus ihren Verstecken und schlugen und rissen das Vieh. Gar aufsässig sollen die Bären auf der Axalp gewesen sein; wenn im Stafel Kuhmahd ein Haupt sich ennet die Windegg verlief, war es verloren.
Die Räuber zu vertreiben, schickte der Landvogt zu Interlaken des Sommers drei- bis fünfmal seine Knechte mit Hunden auf die Alpen. An einem bestimmten Tage trugen dafür die Älpler allen Tagesnutzen in einer Hütte zusammen, und einer von ihnen machte daraus einen grossen Käse. Im Herbst darauf erschien am Hauptort der Kirchgemeinde der Landvogt und lud die Gerichtssässen und den Älpler, der den Käse gemacht und besorgt hatte, zu einem Schmause ein. Bei dieser. Gelegenheit überreichte der Käser dem Landvogt nun den grossen „Mutsch“ der Älplerschaft unter den Augen der Gerichtssässen zum Danke für den geleisteten guten Dienst. Dieser „Mutsch“ war der „Hundskäs“ genannt; den letzten soll am Ende des ersten Viertels des achtzehnten Jahrhunderts ein Peter Flück mit dem Zunamen Borters auf der Rotschalp gemacht haben.
Quelle: Albert Streich, Brienzer Sagen, Interlaken 1938.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch