In der Gydisfluh oberhalb Stechelberg hausten früher Zwerge. Da sie dienstfertig waren, standen sie mit den Bergbewohnern auf gutem Fuss.
Einer Zwergenmutter, die in Kindesnöten war, gewährte deshalb die weise Frau von Gimmelwald, sie wohnte am Mühlebort, gerne Hilfe. Willig nahm sie den steinigen und stotzigen Stolperweg unter die Füsse.
Nachdem das Kindlein zur Welt gekommen und munter in der Wiege lag, nahm der Zwerg ein Häuflein Holzkohlen und schüttete sie der Frau von Gimmelwald für ihre Mühewaltung in die Schürze. Enttäuscht über das Hungerlöhnli machte die sich auf den Heimweg. Sie glaubte, dass die schwarzen Klumpen kaum für das Plätteisen taugten und gab auf dem Weg nicht sonderlich acht auf den schäbigen Entgelt. Als der Zwerg das merkte, lief er ihr nach und rief ihr warnend zu:
Je mehr du verzatterst,
Je minder du hattest!
Je mehr du verstreust,
Je mehr du bereust!
Sie beachtete aber die Warnung des Spenders nicht. Mit nur drei Stücklein kam sie oben in Gimmelwald an und warf sie achtlos in den Herd. Da wurden aber bald aus den Glutstücklein lauter glänzende Goldstücke. Im Nu begriff die Gimmelwalderin den Zuruf des Bergmännchens, hastete talzu und ergab sich nicht bis zum untersten Spitzkehr. Aber sie fand von den so geringschätzig und unachtsam verzatterten Kohlen kein allereinziges Stücklein mehr.
Quelle: Hans Michel, Ein Kratten voll Lauterbrunner Sagen. Wengen 1936.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.