Auf der Alp Winteregg war einst ein alter Gimmelwalder Werkmann. Obschon die Mistgrube jeden Abend leer war, sagten viele Berganteilhaber, wie sie das so gerne tun, auch von diesem Werkmann, er sei ein fauler Paschi und mehr als nötig auf dem Ohr.
Wenn er bis zum Einnachten Mist austrug, verschwor er sich, so wahr ein Gott im Himmel, es reite in der Dämmerung ein schwarzer Reiter, der den Kopf unter dem Arm trage auf einem Schimmel über die obere Halde und durch den Värrich (Pferch) neben dem Gehalt. Dann und wann rannte er auf dem schneeweissen Tier wie ein Blitz um die Hütte herum und versank dann regelmässig lautlos im kleinen Sumpf nebenan.
Alle andern sahen von dem Spuk nichts, schalten den Gimmelwalder einen Dümmling und lachten ihn aus.
Der Werkmann geriet so in Harnisch, dass er einmal ein Gewehr nahm und auf den kopflosen Schimmelreiter schoss, ihn aber nicht traf.
Der Gimmelwalder warnte aber die Älpler jedesmal, wenn er den Schwarzen sah, in nächster Zeit das Vieh besonders gut zu hüten und früh zu stallen, dass es im heraufziehenden Schlechtwetter nicht rücke.
Bald nach der Erscheinung füllte es tatsächlich immer hinten im Anrichtloch der Sefine schwarze Wolken ein. Der folgende Tag liess alle Wetter toben, schickte Regenruten, Wassersturz, Hagelschmeiss und einen bitterkalten Sturmwind, der mit seinem groben Kamm so unwirsch über Dächer und durch Bäume fuhr, dass schlecht beschwerte Schindeln und Gürmschblätter hoch durch die Lüfte flogen wie Vogelschwärme.
Quelle: Hans Michel, Ein Kratten voll Lauterbrunner Sagen. Wengen 1936.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.