Wenn die Heuer in der Bitzen zu Gimmelwald mit dem werdenden Tag ans Werk gingen, war immer schon ein gutes Stück gemäht. Die alte Bauernregel:
Wolken bärgab,
Puur, mäj Gras ab!
Wolken bärguf,
Puur, lad Heu uf!
die brauchten sie kaum zu beachten. In der Bitzen konnten sie mähen, soviel sie wollten, zog das Gewölk talauf oder -ab, es kam immer alles trocken und würzig duftend wie Kräutertee unter Dach. Die Leute wunderten sich über all das sehr. Ein junger, gwundriger Bursche legte sich einmal kurz vor Tagesanbruch unter eine weitästige, alte Schermtanne, um die frühen Mähder zu belauschen. Er hörte aber nur ein kräftiges Rauschen in den flechtenbehangenen Kriesästen über ihm. Am Tag, der folgte, begab er sich schon zum Einnachten unter den Baum und verhielt sich mäuschenstill. Im Zwielicht des halben Mondes sah er, wie Zwerglein über die Bogenäste herunterrutschten und sich eines hinter dem andern ins Mahd stellten. Sobald sie genug Liegendes hatten, kletterten sie flink wie der Marder wieder hinauf ins Kriesgewirr des alten Waldbaumes.
Hierauf ging der einfalte Latsch in den Allmiwald und sammelte Harz, um den Erdmännlein einen bösen Streich zu spielen. Er strich es unvermerkt in dicken Lagen auf die untersten Äste. Am andern Morgen blieben die armen Wichtelmännchen jämmerlich an dem besonders klebrigen Bergharz haften. Es bereitete dem jungen Schnapper (Tolpatsch) helle Freude, zu sehen, wie sie von den Ästen kaum loskamen, zappelten und porzten.
Von da an wanderten die Zwerge für immer fort, weit über Täler und Höhen. Mit der frühmorgendlichen Handreichi und den gutgewitterten Heustöcken in der Bitzen zu Gimmelwald war es aus.
Quelle: Hans Michel, Ein Kratten voll Lauterbrunner Sagen. Wengen 1936.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.