In einer Vorstadt Basels ist ein großes, altes Haus, das mag wohl über viele hundert Jahre alt sein. Von außen ist es sehr schön anzuschauen, im Innern aber eckig und winkelig, jedoch nur in den Seitenflügeln. Von diesem Hause nun heißt es, es sei nicht geheuer; besonders wissen Mägde, die da zu Diensten, viel von dem Spuk zu erzählen, der da getrieben werden soll. Eine alte Frau, die dort in der Nähe wohnt und oft in das Haus kam, da sie drin gut bekannt, behauptet jedoch, früher sei es ärger gewesen, jetzt hätten die Geister an ihrer Macht verloren, nur auf der Treppe zeige sich dann und wann noch Etwas; das sei aber nicht von Bedeutung, höchstens husche es Einem einmal eiskalt wie mit Leichenhand über das Gesicht oder blase beim Leuchten auf der Treppe das Licht aus, während früher ganze Schwärme von Gespenstern das Haus durchtobt hätten. Am tollsten sei aber der Spuk in den Schornsteinen und in den Rauchfängen der Küchen getrieben worden. Bisweilen habe es sich gar sanft angestellt und in denselben ganz leise pst! pst! gemacht, dass die Mägde, welche des Nachts noch in der Küche hantiert, oft vermeint, es sei ein Zeichen vom Liebsten auf der Straße, dann aber habe es allemal ein so grausenerregendes Gelächter aufgeschlagen, dass den Dirnen der Schreck in alle Glieder gefahren und sie gewiss Tags darauf den Dienst gekündigt hätten. Dies nun, so erzählt die vorhin erwähnte Frau, hat ungefähr bis in die neunziger Jahre gedauert. Da ist eine Köchin aus Schwaben in dem Hause in Dienst gestanden, die hat die Sache an einen katholischen Pfaffen geschrieben, dem sie früher die Wirtschaft besorgt. Der hat ihr nun auch geantwortet: der Spuk im Rauchfang rühre von niemand Anderem, als von dem Teufel selbst her. Den zu vertreiben kenne er nur ein Mittel, das helfe aber sicher. Dieses Mittel bat die Schwabenköchin auch angewendet. Etwas, meinte die Alte, muss sie aber doch dabei verfehlt haben, denn sonst würden die Gespenster gänzlich gewichen sein. Eine Türe, durch welche die Geister in früherer Zeit gewöhnlich zu kommen pflegten, wird heute noch in dem Hause gezeigt.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen., Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.