Ein frommer und gelehrter Mann schrieb vor einiger Zeit an Lavater, dass in den bündnerischen Gebirgen eine Silbergrube sei, auf welche das Haupt desselbigen Orts, Herr Landammann Peter Buol, in den letzten Jahren große Kosten verwendet, aber nicht geringen Reichtum aus derselben gesammelt; darin war ein Bergteufel, welcher besonders am Freitag, wenn die Bergleute das Metall in ihre Geschirre geladen, sich sehr geschäftig erzeigt und das Metall nach seinem Wohlgefallen aus einem Geschirr in das andere geschüttet, welches der Landammann gern sah; so oft er aber in die Grube hinunter- oder aus derselben wieder heraussteigen wollte, segnete er sich mit dem Zeichen des Kreuzes und blieb unverletzt.
An einem gewissen Tage aber begab sich, als der Berggeist sehr überlästig und ungestüm gewesen, dass einer von den Silbergräbern denselben aus Verdruss mit Scheltworten überhäufte und mit vielen gräulichen Flüchen zu ihm gesagt: er solle zur Hölle fahren.
Da habe der Berggeist den Bergknappen beim Kopf genommen und ihm denselben so herumgedreht, dass das Angesicht auf den Rücken gekommen, und er doch nicht gänzlich erwürgt worden, sondern mit diesem gekrümmten Halse noch etliche Jahre gelebt habe, auch Vielen, die noch am Leben sind, wohlbekannt gewesen.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen., Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.