Vor alte Zyte ischt e prächtigs melchs Gresli bis uf die höchste Grät ufe gwachse. Jez findt mes nu noch wyter unde. Worum ächt? Darum, dass es d'Pure z'guet g'ha händ derby und übermüetig worde sind. Wenn sie a de-n-undere Stäfli gsi sind, so sind sie viel nidsi g'ange gu tanze-n-und gu wüest tue. Ab de-n-obere-n-abe hets es aber nüd möge g'gi. D's Gras ist so guet gsi, daß sie drü Mal heid müese melche z'Tags; drum heid sie müese dobe blibe. Das het ne gar nüd g'falle und sie heid mängmal g'seit: „Wenn nu der Tüfel das Gras nähm.“ Weget dem ist d's best Gras, d's Mutteri, in der Höchi obe vertüret und es het Fideri drus g'gi.
Übersetzung:
Vor langer Zeit wuchsen prächtige, saftige Gräslein bis hinauf auf die höchsten Grate. Jetzt findet man es nur noch weiter unten. Warum wohl? Darum, weil es den Bauern zu gut ging dabei und sie übermütig wurden. Wenn sie auf den untern Stafeln waren, konnten sie ins Tal zum Tanz gehen und wüst tun. Von den obern aus ging das aber nicht. Das Gras war so gut, dass sie drei Mal melken mussten täglich; darum mussten sie oben bleiben. Das gefiel ihnen gar nicht und manchmal sagten sie: „Wenn nur der Teufel das Gras nähme.“ Deswegen ist das beste Gras, das „Mutteri“, oben auf der Höhe verdorrt und es gab Flechten daraus.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen., Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.