In dem untern Rossberg — das Zugerli genannt — in der Höhe ob Walchwil, bemerkt man viele gespaltene Sandsteinfelsen, in welchem die Natur mancherlei Grotten von verschiedenen Größen und Formen bildete. Die Gegend ist einerseits lieblich und erhaben, anderseits öde und schauerlich. Duftende Blümchen, Bewohner der Alpen, wiegen sich über die steilen Abhänge hinab und die einsame Ringamsel singt ihr melodisches Lied in den dunkeln Gebüschen. Die Felsen dagegen gewähren einen unheimlichen Anblick, und man muss sich nicht verwundern, dass der Volksglaube ein Gespenst dahin versetzt hat. Dasjenige, welches von einem Entlebucher Namens Krummenacher dorthin verbannt worden sein soll und noch daselbst hauset, ist allbekannt unter dem Namen „Bannhölzler." Es erscheint hie und da in der größten Grotte, des Bannhölzlers Tor genannt, und besucht seinen in einer andern Felsenöffnung befindlichen Schimmel, womit er einst alle Nächte jammernd auf der Walchwiler Allmend herumirrte, weil er im Leben durch Meineid diese der Gemeinde Walchwil gehörenden Grundstücke derselben entfremdete und an Zug brachte.
Er ließ sich vor seiner Verbannung weder necken noch zitieren und erschien manchmal plötzlich da, wo man ihn am wenigsten vermutete. Als Beweis wird unter anderm erzählt, dass einst ein paar lustige Gesellen im Kappelbusche, einer Gegend auf der Walchwiler Allmend, sich mit Kegelspiel ergötzten. Einer, den das Missgeschick verfolgte, und der immer entweder fehlte oder weniger Kegel traf als sein Kamerad, fing an grässlich zu fluchen und sagte: „Wenn ich jetzt noch einist fehle, so wetti, dass der Bannhölzler selber chäm, für mi rühre!" Kaum waren diese unbesonnenen Worte aus seinem Munde, so brauste der Bannhölzler auf seinem Schimmel daher, sprang auf den Boden — man sieht noch jetzt die Eindrücke seiner Füße auf einem Stein — ergriff mit gewaltiger Faust die Kugel und schleuderte sie auf eine nahestehende Scheune hin.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen., Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.