Nicht weit von Ettiswil im Kanton Luzern liegen die Trümmer der Burg Castelen. Einst wohnte hier ein Ritter, Kuno. Sein Gott war Gold und seine beste Tugend hiess Habsucht. Einstmals kam ein Teufelsbeschwörer zu ihm, den er aus dem Orient hatte kommen lassen, um durch seine Vermittlung mit dem Teufel in Verbindung zu treten, welche ihn zum reichsten Mann im Lande machen sollte. Da der Teufel nun aber nichts umsonst tut, so sann er lange mit dem Beschwörer hin und her, was er ihm als Gegengeschenk wohl geben könne. Geizig wie er war, wollte er von seinen irdischen Schätzen nichts hergeben, und so entschloss er sich, dem Teufel seine Seele anzubieten. Wie er sich mit dem Beschwörer über diesen Punkt geeinigt hatte, machte sich dieser sofort an das Werk und bald trat der Teufel zu ihnen. Ritter Kuno eröffnet demselben in kurzen Worten seinen Wunsch, dass er der reichste Mann auf Erden zu werden begehre und gerne seine Seele dafür geben wolle. Als Zeichen seiner Zustimmung nickte der Teufel mit dem Kopfe, und bald hatten sich die Steinmassen und Holzblöcke im Hofraum der Burg zu lauter Gold verwandelt. Durch den Glanz dieser Menge Goldes aber wurde Kuno dergestalt geblendet, dass ihm das Licht der Augen ausging. Hierüber in Verzweiflung, wollte er nicht länger leben und warf sich dem Teufel sofort in die Arme, welcher augenblicklich mit ihm verschwand. Die Schätze versanken alle in den Schoss der Erde. Nur am Karfreitag kommen einige Stücke in Gestalt von alten Steinen und faulem Holz zum Vorschein, wer da das rechte findet, es mit nach Hause nimmt und sieben Tage in einer finstern Truhe verwahrt, wird, wenn sonst nichts Ausserordentliches dazwischen kommt, am achten Tage gediegenes Gold darin vorfinden.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen, Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch