In der grossen Riedern wohnte und lebte vor etwa mehr als einem halben Jahrhundert der Küfer Dietrich, welcher, weil er in einer Quatembernacht geboren war, alle Zwerge, Polter- und Berggeister sehen konnte. Gewöhnlich hielt sich bei ihm in seinem Hause sein Liebling auf, ein kleines, winziges, zerlumptes Schrätteli, das eine rote Kappe trug. Eines Abends wärmte sich Dietrich beim Feuer, und sein Hausgeist leistete ihm Gesellschaft, der aus Mutwillen oder übelverstandener Gefälligkeit alles nachäffte, was jener tat. Zog Dietrich ein Stück Holz aus dem Feuerherd, so folgte, wie durch Zaubermacht, ein zweites nach; legte er aber eins hinein, so folgte ein anderes auf der Stelle. Dies ärgerte den Küfer endlich so sehr, dass er vor Zorn ein brennendes Scheit ergriff und damit den Nachäffer aus der Küche jagte, worüber dieser lange Zeit grollte, und sich nicht mehr sehen ließ. Zwar soll er nachher wieder einmal mit dem Dietrich Frieden geschlossen haben, der jedoch nur drei Tage andauerte, denn schon am vierten fingen sie in der Scheune, wegen dem Gaumen ( Füttern und Pflegen) der Kühe einen Streit an, dass Dietrich vor dem boshaften Zwerg fliehen musste, der ihm, als er durch das Tenn sprang, eine eiserne Heugabel nachwarf; aber glücklicherweise traf sie ihn nicht, durchbohrte aber das dicke, hölzerne Tor.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen, Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch