Hinter Gsteig im Saanerlande ist eine wüste, mit zahllosen Felsblöcken wild besäte Stelle "in den grossen Steinen" benannt. Ehemals hausten hier böse Geister. Lange trieben sie ihr Unwesen, da kam endlich ein Kapuziner in jene Gegend, der zu Salamanca das Geisterbannen gelernt hatte. Flehentlich gingen diesen die Bewohner von Gsteig an, dass er sie von der gefährlichen und unheimlichen Nachbarschaft befreie. Nach langem Zögern willigte der fremde Kapuziner in das Wagestück und begab sich nach der Stätte, von welcher er die Geister auf ewig verbannen sollte. Von einem Kalkfelsen herab begann er, seine Bannformeln, heilige Worte und heilige Zeichen, den Geistern entgegen zu schleudern. Ihrer Macht aber waren sie nicht kräftig genug; wild stürmten sie gegen den Felsen an, auf welchem der Beschwörer stand, und suchten mit aller Kraft ihm denselben unter den Füssen hinweg zu reissen. Kaum dass der fromme Vater diesem Kampf Stand halten konnte; aber immer fester trat sein Fuss auf, tief in den Felsen sich bohrend, der unter ihm schon zu wanken begann - da noch eine Beschwörungsformel, die kräftigste von allen, und siehe, die Geister wichen für ewig. Der Fusseindruck des Paters aber ist heute noch auf jenem Felsen zu sehen.
C. Kohlrusch, Schweizerisches Sagenbuch. Nach mündlichen Überlieferungen, Chroniken und anderen gedruckten und handschriftlichen Quellen, Leipzig 1854.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch