Links am Käsenberg (Cousimbert) bei Greyerz liegt der tiefe Plasselschlund. Im Sagenboden steht eine alte Hütte, wo sich die benachbarten Küher oft des Abends versammeln um sich zu unterhalten. Zu ihnen gesellten sich häufig die Pottaschebrenner, die Kräuter- und Harzsammler; zuweilen aber auch ein kleines fremdes Männlein.
Dieses hatte eine blassgelbe Gesichtsfarbe, aschgraue, blinzelnde, tiefliegende Augen, rotes buschiges Haar, eine grüne Kappe auf dem Kopfe; es trug einen grauen Kittel, lange, enge Hosen von hellblauem Zeuge und kurze Stiefel. Unter dem linken Arme hielt es stets eine Geige, weswegen man es das Spielmannli nannte. Es verhielt sich meistens ganz ruhig und still in einem Winkel, wo es sich zusammenkauerte, oder es wärmte sich am Feuer in halb kniender gebückter Stellung. Wenn man es munter machen wollte, gab man ihm zu essen und zu trinken. Es dankte dann in einer sonderbaren fremden Sprache, wovon man nur ein paar Worte verstehen konnte, und am Ende fing es an zu geigen allerlei Tänze und Lieder. So vertrieb das Spielmännlein den Sennen die Zeit, so dass sie oft ihre Arbeit darüber vergassen. Es gab aber Zeiten, da man das Männlein nirgend sehen konnte, und doch hörte man sein Saitenspiel im Sagenboden bald diesseits bald jenseits des wilden Ärgerabaches.
Theodor Vernaleken: Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.