Die Felder von Schupfart nach Obermumpf hin, zweien Fricktaler Nachbardörfern, sind breit ansteigende Berggüter, durch die eine muldenförmige Bodenvertiefung mit zur Höhe emporgeht, der Wanzengraben. Er ist mit Holz bestanden und gehört zur Almende von Obermumpf.
Hier spukt der Schneider von Obermumpf, der einst seinen Kunden das Tuch stahl, nach seinem Tode im Hause fortpolterte, Tieren und Menschen lästig fiel, endlich aber von einem geisterbannenden Kapuziner in eine Flasche hineingeschworen und hierher getragen wurde. Er hat die Erlaubnis, alle hundert Jahre einen Hahnenschritt näher gegen Obermumpf gehen zu dürfen; kann er so seine ehemalige Wohnung wieder erreichen, so muss ihm Recht gehalten und der Aufentalt im Dorfe für immer gestattet werden. Dies dauert ihm aber zu lang und er sucht sich auf anderem Wege zu helfen.
Als vor einigen Jahren ein Schupfarter Knecht ein eben angekauftes Rind hier nach Obermumpf durchtrieb, sprang der Wanzenschneider dem Tiere zwischen die Hörner, und versuchte so in seine Heimat reitend zurück zu kommen. Allein das Tier scheute, warf ihn ab und kam allein in den alten Stall heim gelaufen. Mehrere Männer, die ihn zu verschiedenen Malen erblickt haben, schildern ihn als einen Menschen von gewöhnlichem Aussehen, doch trägt er noch den Ellenstab unter dem Arm, und statt der Hände gucken Geissenklauen aus dem Rockärmel.
(A. Ruflin und Uebelhart von Schupfart.)
Sage aus Obermumpf
Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.2, Leipzig 1962, S. 144 - 144
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch