Auf dem kleinen Berge, auf dem das Schloss Dingten gestanden hat, sprudelt ein silberheller Quell aus dem Fels hervor, er kommt aus einem Lee im Innern des Berges, den lauter Jungfrauen bewohnen. Eine derselben ist die schöne Magdhilde, die mit dem Laufe der Quelle hinab ins Tal lustwandelt und dort jede Nacht sich badet. Daher trägt auch das Brünnlein selber ihren Namen. Ehemals pflegte sie da den Landleuten zu zuwinken, als wollte sie ihnen alle erdenklichen Schätze bieten. Doch diese, welche sich bei Tage nur mit Befangenheit der berufenen Stelle nähern, entflohen vor der nächtlichen Erscheinung. Seit einigen Jahren soll sich die Jungfrau nur dann noch am Brunnen blicken lassen, wenn anderes Wetter eintreten will.
(Seminarist Jak. Matter von Wittinsburg in Baselland.)
Sage aus Dingten
Notiz:
Schon der Name Magdhilde deutet auf die Kirchenlegende von den elftausend Jungfrauen, die mit der heiligen Ursula den Rhein befahren haben. Deshalb behauptet die Sage, lauter Jungfrauen bewohnen den See im Innern des Berges. Verwandtes erzählt man im Weiler Langrüti im Kanton Zug; er liegt an der Landstrasse nach Luzern, nahe bei Cham. Im Walde Langholz daselbst fliesst der Jungfernbrunnen mit klarem kalten Wasser. Die Quelle entsprang, um den Tod zu bezeugen, den hier drei Jungfrauen erlitten von der Hand eines Zwingherrn.
(Mündlich aus Hünenberg.)
Nicht also ins Wasser stürzen wollen diese Jungfrauen ihr Kind, sondern aus dem Wasser der Hollenteiche und der Kleinkinderbrunnen wollen sie die Neugeborenen holen und den Eltern überbringen. Daher unser Glaube, dass die Ammenfrau die kleinen Kinder aus den Teichen hole; daher der bekannte Kinderreim über sie: „Geht damit nach Hollabrunn, find't ein Kind’l der Sunn."
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.