Auf dem Isenbühl, einem steilen Abhang nordwestlich vom Dorfe Niederwil, ist ein Kloster von der Erde verschlungen worden, so dass dasselbe nun unter der Riedmatte versunken liegen soll, einer sumpfigen von einem Bache durchflossenen Wiese, welche am Fusse des Abhanges ist. Der Eigentümer des Mattlandes hat zu verschiedenen Zeiten hier Mauertrümmer, sogar modernde Pergamentstücke und erst noch im Jahre 1852 ein walzenförmiges Gefäss aus dem Boden aufgegraben. Das Gefäss war kupfern, einen Fuss Höhe und einen halben im Durchmesser haltend. Es war durchaus mit Geldstücken angefüllt, von verschiedener Grösse und Form, dick, eckig, gehöhlt, von rauem Gepräge, ohne alle Schrift und Zahl. Die meisten Stücke zeigten die Figur eines Mannes, oder eines Tieres; weil aber nur gegen zehen darunter von Silber waren, so verteilte man das Geld auf der Stelle unter die Arbeiter und andre aus Neugier herbeikommende Leute.
Und so könnte man vielleicht bei den Bauern in Niederwil und Nesselbach noch ein und das andere Stück davon finden.
An diese Wiese und den Berghang Isenbühl stiess sonst ein Wald. Da man ihn vor etwa siebzig Jahren vollständig niederschlug, sah ein Teil der Holzhauer hier ein uraltes Weibsbild durchs Dickicht geben, das kurze Kleider, einen breiten Hut, am Arm ein Körbchen und in der Hand einen Rosenkranz trug. Zur gleichen Zeit kam ein ähnliches Weib zu zwei Holzhauern her, die eben ihr Abendbrot verzehrten, und setzte sich, ohne ein Wort zu reden, zwischen beide hinein. Die Arbeiter sahen sich staunend an, wagten aber gleichfalls nicht, sie anzusprechen, und so verschwand sie wieder und zwar unter einem starken Pferdegetrappel. Das war das Heumütterchen. Die Namen der beiden Arbeiter, denen dies begegnetes weiss man im Dorfe noch zu nennen.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.2, Leipzig 1962
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch