Merenschwand ist eine grosse, weitläufige Gemeinde, deren Hauptgasse an die gegen Osten einen Bogen bildende Landstrasse angebaut ist. Da, wo der Bogen die stärkste Biegung macht, stösst am Fusse der sogenannten Burg der Dorfbach dazu, an welchem ebenfalls beiderseits Häuser gebaut sind. Dieser begleitet die Strasse eine Strecke weit; bald aber macht dieselbe wieder eine Krümmung überspringt den Bach, wendet sich südlich und bildet hierauf die sogenannte Säugasse.
Eine in der Nähe des Baches von der Landstrasse abgehende Communicationsstrasse, woran einige Häuser gebaut sind, wird Brühl genannt. Nördlich von der Hauptgasse aber bildet eine Häusergruppe mit der Kirche ein Dreieck, „die Hundskehre."
Diese paar Strassenrichtungen muss man sich einprägen, um das Nachfolgende, das damit genau zusammenhängt, richtig zu fassen. Dort, wo der Dorfbach zur Straße stösst, steht ein grosses hölzernes Kreuz, auf dessen Zieraten und Festigkeit die Länge der Zeit eben nicht am besten gewirkt hat. Von hieraus geht ein Dorftier, ein Schwein, zu verschiedenen Zeiten dem Bache nach, bis auf die Brücke, wo ebenfalls ein Kreuz, aber ein steinernes, steht; dort verschwindet das Schwein, zeigt sich aber nachher wieder in der Säugasse, wo es bei einem Hause, ungefähr in der Mitte dieses Dorfteiles, abermals verschwindet. Es ist von wechselnder Gestalt, bald kleiner, bald grösser, und wird Dorfloos genannt, wer von ihm berührt wird, bekommt einen heftig geschwollenen Kopf.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.1, Leipzig 1962, S. 97 – 101
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch