Obenher am Dorfe Hausen, wo sich auf der Strasse von Brugg nach Lenzburg der Seitenweg nach Lupfig zieht, steht ein alter Wegweiser, die Stud genannt. Dort fand der Viehdoctor aus Mäggenwil auf der Heimkehr ein im Felde umirrendes Schaf. Indem er es aus der Ferne mit Erdschollen bewarf und damit vor sich hertrieb, verwunderte er sich über den sonderbaren Ton, den es gab, so oft eine Scholle das Tier traf. Aber im Birrhard-Holze war das Schaf mit einem Male verschwunden.
Ein wenig weiter aufwärts von jenem Wegweiser, wo der Fahrweg von Müllinen nach Birr die Brugger-Lenzburger Strasse kreuzt, begegnete einem Schneider ein Unfall. Derselbe hatte in Müllinen gearbeitet und war auf dem Heimwege nach Birr.
Hier zur Stelle sah er einen Mann stehen, der ihn zu erwarten schien. Da er wegen seiner vielfachen Kundschaft im Dorfe viele Neider hatte, so vermutete er hier auch einen solchen und nahm sein Ellenmass fester zur Hand. Näher gekommen wünscht er guten Abend, zweimal, dreimal; jener Mann schweigt. „Wart, ich will dich grüssen lehren,“ schrie der Schneider, und ganz gegen seine sonstige Art, schwang er den Ellenstab und hieb auf den Kerl los.
Allein er traf sich selbst sehr schwer ins rechte Knie. Im gleichen Augenblick sprühte die Gestalt Feuer, fuhr zischend die Strasse dahin und verschwand an jener Stelle, wo das Schaf im Birrhardholze verschwunden war. Der Schneider schwoll am Knie und unter der Achselhöhle am rechten Arm, mit dem er den Schlag geführt hatte, so heftig und so geschwind an, dass man ihm daheim den Ärmel aufschneiden musste.
Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Band 3.1, Leipzig 1962
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch