Muri-Langdorf zerfällt in Ober-, Mittel- und Unterdorf; an der Grenze der zwei letztgenannten Dorfteile trifft man im Spätherbst bei anbrechender Nacht einen schwarzen Hund. Man erkennt ihn an seinem einen Auge mitten auf der Stirne. Man sieht ihn da über den Weg springen, der nach der Pfarrkirche geht, drei bis viermal um ein dort stehendes Haus laufen und dann in einem Rinderstall verschwinden.
Ein kaltblütiger Knecht versuchte ihn hier heraus zu jagen, brachte es aber in keiner Art zu Stande; als er zuletzt die Geduld verlor und in Verwünschungen ausbrach, verschwand der Hund von selber.
Auch noch an andern Orten des Dorfes läßt er sich blicken. An der Landstraße, die zum Kloster führt, fließt eine Strecke weit der Bach hin, der dort zwei nahe bei einander liegende gewölbte Brücken hat. Neben der einen steht die Steinsäule des hl. Johannes, sie bezeichnet die Ackerscheide der Gemeinden von Muri-Langdorf und Muri-Egg. Unter dieser Brücke liegt der Dorfhund Nachts beim Mondenschein, wer ihn erblickt, wird mit einem geschwollenen Kopf heimgeschickt. Im nahe gelegenen Riedgraben, sowie zunächst der Kirche in demjenigen Acker, welcher Rebe genannt wird, will man, ihn früher gleichfalls gesehen haben; jetzt hingegen haust er nur noch im Dorfe selbst.
(Vit Leonz Frey v. Muri.)
Band 3.1, Quelle: Ernst L. Rochholz, Naturmythen, Neue Schweizer Sagen, Leipzig 1962, S. 85 - 85
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch