Nahe bei Rohrbach bei Huttwil im Kanton Bern liegen die Trümmer dreier Burgen: eine davon heisst die alte Burg. Hier ist ein grosser Schatz verborgen. Durch einen Umstand wurde ein Mann bewogen, denselben zu heben. Ein Mann arbeitete nämlich auf einem nahen Acker, er wollte sein Abendbrot im Schatten geniessen und begab sich deshalb in das nahe Buchenwäldchen. Als er sein Brot verzehrt hatte, sah er zu seinen Füssen abgestumpfte Nägel. Etliche davon, die er noch brauchbar fand, steckte er gleichgültig in die Tasche und am Morgen waren es lauter blanke Dukaten. Darauf wollte er mehr Nägel suchen, aber er fand keinen. Um nun den Schatz zu heben, begab er sich zu einem Kapuziner, der ihm sagte, es werde sich in der Nacht vom grünen Donnerstage auf den Karfreitag oben auf der Burg ein männliches Schwein zeigen, das sämtliche Burgschlüssel am Halse trage. Wer sich in dieser Nacht Schlag zwölf Uhr auf der Burg befinde, erhalte von dem Schweine die Schlüssel zu allen Gemächern. Seine ebenfalls geizige Frau war ihm behilflich. Auf die bestimmte Stunde des Nachts entfernen sie sich, während der Wind schaurig in dem Wäldchen heult. Kaum sind sie am Fusse des Hügels angekommen, so schlägt schon die Geisterstunde. Der Mann sinkt bewusstlos zu Boden, und seine Frau, vom Schrecken ergriffen, verlässt ihn. Niemand denkt seitdem daran, den Schatz zu heben. Von dieser Burg geht nun regelmässig ein grosser, grauer Hund nach der gegenüberliegenden Burg, der sogar meinen Grossvater mitten in der Nacht bei hellem Mondscheine an die Brust gestossen haben soll, ohne ihm jedoch etwas Leides zuzufügen. Mutwillige haben schon den Hund mit Steinen geworfen, ohne dass derselbe eine Wendung gemacht hat.
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung www.maerchenstiftung.ch